Aktionskonsens Wien
>> PDF: Leitfaden für Entscheidungsfindung Wien <<
Dieser Aktionskonsens bildet einen verbindlichen Rahmen für das Verhalten auf der Besetzung der Hochschulen durch Erde Brennt – Uni Besetzen. Er wurde kollektiv erarbeitet und im Konsens beschlossen. Das Ziel des Konsenses ist es, ein für alle Teilnehmenden gut einschätzbares und transparentes Miteinander auf der Besetzung zu ermöglichen, das auf Achtsamkeit und Solidarität beruht. Alle Menschen, die sich dieser Vereinbarung anschließen, laden wir herzlich ein, sich an unseren Aktionen zu beteiligen. Wer den Aktionskonsens überschreitet, kann von der Besetzung ausgeschlossen werden.
Wer sind wir? Großteils kommen wir aus einem universitären Umfeld, sind aber in verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren aktiv. Wir freuen uns insbesondere über die Teilnahme am Protest durch Menschen, die nicht studieren – ob protesterfahren oder nicht. Gemeinsam übernehmen wir Verantwortung für das Gelingen des Protestes. Vereinnahmungsversuchen treten wir entschieden entgegen.
Warum sind wir hier? Da unser bisher gehorsamer Protest nicht den nötigen systemischen Wandel in Lehre, Klima- und Sozialpolitik erbrachte, gehen wir nun zum zivilen Widerstand über. Wir fühlen uns dazu gezwungen, einerseits unsere akademische Ausbildung, die auf einem fremd- und selbstzerstörerischen System beruht, zu pausieren und uns andererseits eigenständig zu bilden.
Verhalten auf der Besetzung. Auf der Besetzung hat für uns die Sicherheit aller Beteiligten oberste Priorität. Unser Protest richtet sich nicht gegen einzelne Menschen der Universitäten, sondern gegen das System, aus welchem die Krisen resultieren. Unser Ziel ist es nicht, Eigentum der Universitäten bzw. Universitätsgebäude zu beschädigen oder zu zerstören. Wir verhalten uns ruhig und besonnen. Damit dies gelingen kann, halten wir uns an die Plenarregeln, die du auf dem Schwarzen Brett oder auf der Website findest. Wir freuen uns über weitere kreative, selbstorganisierte Aktionen von Dritten, die sich an unserem Aktionskonsens orientieren und sich dem Protest anschließen.
Umgang mit Diskriminierung und Awareness. Wir sind uns alltäglicher und struktureller Diskriminierungen untereinander und durch unsere Umwelt bewusst. Daher streben im Rahmen dieser Besetzung einen diskriminierungsfreien Raum an. Wir bemühen uns, denen, die Diskriminierung erfahren, Raum anzubieten und das kollektive Bewusstsein und die Aufmerksamkeit dafür zu stärken. Zudem bieten wir auf der Besetzung Safe Spaces und Ruheräume an. Du kannst dich jederzeit beim Awareness-Desk oder Awareness-Space an das Awareness-Team wenden. Awareness funktioniert nur, wenn alle daran teilhaben. Alle sollen sich grundsätzlich verantwortlich fühlen, füreinander zu sorgen und auf sich selbst Acht zu geben – das ist keine Aufgabe, die nur auf das Awareness-Team ausgelagert werden darf und kann. Bitte mach dich dafür mit dem Awareness-Leitfaden vertraut. Unsere Awareness-Arbeit in Konfliktsituationen orientiert sich an konstruktiven Lösungen und der Deutungshoheit der betroffenen Person. Das bedeutet, dass wir bei der Lösung von Konflikten betroffenen Personen glauben und sie in ihren Bedürfnissen unterstützen. Wir wollen keine Person stigmatisieren und auszugrenzen, die einsieht, verletzend gehandelt zu haben, und Verantwortung dafür übernehmen möchte. Stattdessen bestärken wir sie darin, ihr Verhalten zu reflektieren und dieses zu ändern. Auf Wunsch der betroffenen Person können gewaltausübende oder -verursachende Personen von der Besetzung ausgeschlossen werden.
Dokumentation der Besetzung. Die Dokumentation der Aktion erfolgt lediglich durch das Dokumentations- und Social-Media-Team von Erde Brennt. Privatpersonen bitten wir, keine Fotos / Videos von Personen zu machen, es sei denn, alle aufgenommenen Personen haben dies ausdrücklich erlaubt. Für eine gemeinschaftliche Besetzung achte auf dich und auf andere. Wir freuen uns auf dich!
Covid-19 Konzept. Viele Menschen sind von der Covid-19 Pandemie auf existenzielle Art betroffen. Daher haben wir uns für die folgenden Maßnahmen entschieden, die eigenständig einzuhalten sind:
1. Wir wünschen uns, dass du vor und in jeder Woche der Besetzung einen PCR-Test machst. Dies gilt insbesondere für die Menschen, die bei der Besetzung übernachten werden. Solltest du bloß für kurze Zeiträume anwesend sein, empfehlen wir dir, einen Antigen-Schnelltest zu machen und / oder deine Maske zu tragen.
2. Solltest du oder eine Person, mit der du in Kontakt warst, Symptome haben, bitten wir dich, umgehend eine Maske zu tragen und einen Antigen-Schnelltest zu machen. Solltest du keinen zur Verfügung haben, kannst du diesen kostenfrei beim Awareness-Team bekommen. Solange du Symptome hast, solltest du deine Maske anbehalten und weitere Tests machen, auch wenn diese erst einmal negativ sind.
3. Auf der Besetzung wird es eine PCR-Sammelstation geben, sodass du vor Ort bequem Tests machen kannst.
4. Sollte es dazu kommen, dass eine Person positiv auf Covid-19 getestet wird, bitten wir diese Person, die Aktion zu verlassen und erst dann wiederzukommen, wenn sie garantieren kann, dass sie nicht mehr ansteckend ist. Da das Contact-Tracing durch die von vielen gewünschte Anonymität bei einer Besetzung erschwert ist, wird es eine E-Mail Adresse geben, an die du schreiben kannst, wo, wann und wie lange du warst. Diese Informationen werden anonymisiert am schwarzen Brett bereitgestellt.
5. Bei einer hohen Zahl an Infektionen verschärfen wir die Corona-Maßnahmen.
Umgang mit Rauschmittelkonsum. Der Konsum von Rauschmitteln, auch alkoholischen Getränken, ist auf der Besetzung nicht erwünscht. Begründet wird dies mit der fehlenden Berechenbarkeit in Rauschzuständen und der Priorisierung von Sicherheit innerhalb der Aktion. Außerdem wollen wir Personen, die sensibel auf Rauschmittel (-konsum) reagieren – aufgrund eines Entzuges, Traumata oder sonstigen Gründen –, einen Raum bieten, in welchem sie nicht getriggert werden. Wer sichtbar unter Drogeneinfluss steht, wird von der Besetzung ausgeschlossen. Als Erde Brennt ist es uns trotzdem wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir klar für eine Entstigmatisierung und Entkriminalisierung von Rauschmitteln sowie Suchterkrankungen stehen.