Aktionskonsens Innsbruck
Dieser Aktionskonsens bildet einen verbindlichen Rahmen für das Verhalten auf der Besetzung der Universität durch Erde Brennt Innsbruck.
Er wurde im Kollektiv erarbeitet und im Konsens beschlossen. Das Ziel des Konsenses ist es, ein für alle Teilnehmenden gut einschätzbares und transparent gemachtes Miteinander in der Besetzung zu ermöglichen, welches auf Achtsamkeit und Solidarität und einem gemeinschaftlichen Widerstand beruht. Alle Menschen, die sich dieser Vereinbarung anschließen, laden wir herzlich ein, sich an unseren Aktionen zu beteiligen. Wer den Aktionskonsens überschreitet, kann von der Besetzung ausgeschlossen werden. Besonders in Fällen, die unserem Awareness-Konzept widersprechen und sich diskriminierend beziehungsweise übergriffig gestalten. Die Entscheidungsmacht liegt hierbei bei den betroffenen Personen.
Wir verstehen uns als Teil der globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit und sind solidarisch mit allen, die Widerstand leisten gegen die Klimazerstörung durch fossile Energien sowie gegen die sozialen und ökologischen Folgen des fossilen Kapitalismus und Neokolonialismus.
Unsere Kämpfe sind feministisch, antifaschistisch, antirassistisch, antiableistisch, antikapitalistisch, queer, gegen Antisemitismus und jede andere Form von Unterdrückung.
Da bisher gehorsamer Protest nicht den notwendigen systemischen Wandel in Lehre, Klima- und Sozialpolitik erbracht hat, gehen wir zum zivilen Ungehorsam über. Wir wollen uns als Studierende in unserer teils privilegierten Positionierung mit unserem passiven Widerstand an andere gesellschaftliche Kämpfe anschließen. Wir fühlen uns dazu gedrängt, einerseits unsere akademische Ausbildung, die auf einem fremd- und selbstzerstörerischen System beruht, zu pausieren und uns andererseits durch die Besetzung unserer Wirkungsräume eigenständig zu bilden.
Indem wir Räume der Universität besetzen, möchten wir zeigen, dass eine andere auf solidarischen Beziehungsweisen basierende Welt möglich ist. Wir möchten im Kollektiv einen universitären Raum gestalten, in dem Bedürfnisse über Profite gestellt werden. Wir möchten zu den genannten Themen in den Austausch kommen, uns gemeinsam dazu bilden und für bestehende soziale und ökologische Ungerechtigkeiten und Krisen sensibilisieren. Wir wollen gemeinsam die Welt neu denken und ebenso wie bestehende und frühere Bewegungen Wandel anstoßen und weitertragen. Dafür stehen wir mit Bestimmtheit ein.
Innerhalb der Besetzung hat die Sicherheit der teilnehmenden Aktivist*innen und aller Beteiligten für uns oberste Priorität. Das bedeutet, dass bei möglichen Angriffen unserer Besetzung keine verbale und physische Eskalation von unserer Seite ausgeht. In besonderen Fällen leisten wir passiven Widerstand, wobei zu Beginn einer solchen Aktion deutlich darauf hingewiesen wird. Wer daran teilnehmen möchte, wird aus Sicherheitsgründen über das Vorgehen und die möglichen Konsequenzen informiert. Zusätzlich solidarisieren wir uns mit Menschen, die stärker von Repression betroffen und dies in ihren Handlungen berücksichtigen müssen
Covid-19 nehmen wir erst und setzen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie um. Die Besetzung richtet sich nicht gegen das Unipersonal oder gegen Studierende, sondern soll auf systemische Krisen und deren Zusammenhänge aufmerksam machen. Sie richtet sich somit gegen das System, aus welchem diese Krisen resultieren. Wir sprechen uns gegen Sachbeschädigungen am Eigentum der Universität bzw. Universitätsgebäuden aus und werden uns Personen oder Gruppen distanzieren, die dies verursachen. Darüber hinaus wollen wir Studierenden die Fortführung ihres Studiums ohne Zeitverzögerungen oder Verlust von ECTS ermöglichen.
Wir erkennen an, dass unsere Aktion für Studierende sowie für das Lehr- und Unipersonal möglicherweise zu Störungen führen kann. Daher möchten wir zum Ausdruck bringen, dass dies passiert, weil wir im Angesicht multipler Krisen eine Störung des Status quo verursachen müssen. Wir laden alle Mitglieder der Bildungsgemeinschaft herzlich dazu ein, sich der Besetzung anzuschließen. Außerdem begrüßen wir weitere selbstorganisierte Kleingruppen-Aktionen.
Großteils kommen wir aus einem universitären Umfeld, sind aber in verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen aktiv. Wir freuen uns insbesondere über die Teilnahme am Protest durch Menschen, die nicht studieren – ob aktionserfahren oder nicht. Unsere Aktion bietet vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten, sodass alle teilnehmen können. Wir gefährden keine Menschen, verhalten uns ruhig und achten aufeinander. Keine Person wird allein gelassen. Zusammen wollen wir Verantwortung für das Gelingen der Aktion übernehmen. Im Vorhinein bereiten wir uns mit einer gezielten Aktionsplanung darauf vor.
Wann die Besetzung aufgelöst wird, besprechen wir im Plenum, wobei auf die Bedürfnisse aller geachtet wird Der Entscheidungsprozess soll kollektiv, transparent und konsensorientiert ablaufen.
Wir sind uns bewusst, dass wir alle in einem diskriminierenden System aufwachsen und neben der alltäglichen strukturellen Diskriminierung durch unsere Umwelt auch selbst Diskriminierungen reproduzieren. Daher streben wir im Rahmen der Besetzung einen diskriminierungsärmeren Raum an. Wir bemühen uns, die eigenen Positionierungen zu hinterfragen und denen, die Diskriminierung jeglicher Art erfahren, Raum anzubieten. Wir wollen uns solidarisieren und sowohl das kollektive Bewusstsein als auch die Aufmerksamkeit dafür stärken.
Vereinnahmungsversuchen stellen wir uns entgegen.