Vorläufige Forderungen Wien
Krise hat System. Diese Forderungen sind Teil eines größeren Prozesses für einen radikalen Systemwandel. Damit wir in einer sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Gesellschaft mit zukunftsfähigen Hochschulen leben können, wollen wir mit unser Besetzung einen Raum schaffen, an dem diese diskutiert und erweitert sowie entsprechende Lösungen erarbeitet werden können.
Folgende sind unsere ersten zehn basisdemokratisch abgestimmten Forderungen bezüglich der Universität:
––– Wir stehen Schulter an Schulter mit dem Mittelbau und teilen dessen Forderungen. Wir solidarisieren uns mit den Besetzenden der Universität Innsbruck, Universität Salzburg, Universität für Bodenkultur Wien und der Universität der Bildenden Künste Wien und ihren jeweiligen Forderungen. Die Reihenfolge der Forderungen impliziert keine Priorisierung. –––
1. AUFSTOCKUNG DES UNIVERSITÄREN BUDGETS
Wir fordern die sofortige Aufstockung des Budgets für Universitäten um 1,2 Mrd. und ein langfristig gesichertes Finanzierungsmodell für das Hochschulwesen, das keine weiteren Kürzungen beinhaltet, sondern eine Erhöhung der Basisfinanzierung.
2. NEUVERHANDLUNG DER FINANZIELLEN ABHÄNGIGKEITEN
Wir fordern die bewusste Abgrenzung von und die Verweigerung der Kooperation mit zukunftsfeindlichen Konzernen (z.B. Waffen und militärisches Gerät, fossile Energieträger) und Lobbies (insbesondere Drittmittelfinanzierung und Recruitment Events). Dazu fordern wir die komplette Transparenz über alle Finanzen und Gehälter.
3. KLIMANEUTRALE UNIVERSITÄT:
Wir fordern die praktische Umsetzung der Roadmap Klimaneutralität der Universität Wien bis zum Jahr 2030. Wir fordern Transparenz in der Erarbeitung und Umsetzung der Roadmap Klimaneutralität und die umfassende Beteiligung von Studierenden in der Gestaltung dieser. Im Zuge dessen fordern wir vegane/vegetarische und leistbare Mensen für alle. Im Bereich der Mobilität fordern wir eine radikale Verkehrswende, die Universität Wien muss sich bei der Stadt Wien dafür einsetzen, dass alle Standorte sicher mit dem Fahrrad erreichbar sind und proaktiv Vorschläge für sichere Fahrradrouten einbringen. Zur Umsetzung der Roadmap Klimaneutralität braucht es an jeder Fakultät eine bezahlte Stelle für die Nachhaltigkeitskoordination.
4. REDEMOKRATISIERUNG DER UNIVERSITÄT
Wir fordern die sofortige Abstimmung in u:space über die Einführung der Drittelparität in allen Gremien und die Einführung der Viertelparität in allen Gremien, die nicht-wissenschaftliche Arbeitende betreffen. Letzteres betrifft insbesondere den Senat der Uni Wien.
Wir fordern transparente Senatssitzungen und Abstimmungsergebnisse.
Wir fordern für alle Gruppen des Senats die Möglichkeit, durch demokratische Entscheidungen aller Studierenden und Mitarbeitenden über u:space das Weisungsrecht des Rektorats auszusetzen und Senatsentscheidungen zu überschreiben.
5. MITBESTIMMUNG IM LEHRPLAN
5.1. Klimagerechtigkeitsmodul
Wir fordern ein für alle Studierenden verpflichtendes Modul an Lehrveranstaltungen, die auf eine kritische und intensive Auseinandersetzung mit der Klimakatastrophe und den sozialen Krisen, ihrem systemischen Ursprung und auf Klimagerechtigkeit ausgerichtet ist. Für die konkrete inhaltliche Ausrichtung dieser Lehrveranstaltungen sowie die Berufung von Dozent*innen fordern wir Mitsprache der Studierenden.
5.2. Überarbeitung der Curricula
Errichtung eines paritätischen, transparenten und niedrigschwelligen Gremiums zur Überarbeitung der Lehrpläne für eine krisengerechte, zukunftsfähige universitäre Bildung.
5.3. Demokratisierte Lehrveranstaltungen
Einrichtung von demokratisierten, von Studierenden organisierten Lernveranstaltungen, nach dem Vorbild in der Kultur- und Sozialanthropologie, in allen Studiengängen.
6. SELBSTVERWALTETE RÄUME FÜR STUDIERENDE
Wir fordern die Bereitstellung von barrierefreien, offen zugänglichen, zentralen Räumlichkeiten ohne Konsumzwang für studentisches Leben und Selbstorganisation, nach dem Beispiel des TÜWI der Universität für Bodenkultur Wien. Hierfür fordern wir ein Budget für dessen Gestaltung und Selbstverwaltung.
7. DISKRIMINIERENDE ORGANISATIONEN VOM UNIGELÄNDE VERWEISEN
Wir fordern die Bildung eines Gremiums zur Identifizierung sexistischer, rassistischer, queerfeindlicher, ableistischer, antisemitischer, antiziganistischer etc. Organisationen und deren Verbot auf dem Universitätsgelände.
8. BESSERE ARBEITSVERHÄLTNISSE FÜR DEN MITTELBAU
Wir fordern die ersatzlose Streichung des §109 und die Neuverhandlung der UG-Novelle unter Miteinbeziehung aller betroffenen Gruppen, die sofortige Entfristung aller Verträge sowie die sofortige Rücknahme des Stellenausschreibungsstopps an der Universität.
9. BESSERE ARBEITSVERHÄLTNISSE FÜR NICHTWISSENSCHAFTLICHES PERSONAL
Wir fordern verbesserte Arbeitsverhältnisse für und die Festanstellung des gesamten nicht-wissenschaftlichen Personals (Sicherheits- und Reinigungspersonal, etc.) an der Universität Wien. Die Anstellung erfolgt nicht länger über externe Firmen.
10. ABBAU SOZIALER HÜRDEN
Wir fordern den Abbau sozialer Hürden. Dies beinhaltet die Abschaffung von Aufnahmeprüfungs- und Studiengebühren (besonders für Studierende aus Nicht-EU Ländern), Knock-Out-Prüfungen sowie Voraussetzungsketten. Stattdessen braucht es die lückenlose Anerkennung von Qualifikationen aus Nicht-EU Staaten, kostenlose Vorstudienlehrgänge, insbesondere kostenlose Deutschkurse, gratis Prüfungsliteratur, und die Aufrechterhaltung und Erweiterung des hybriden Lehrangebots sowie individuelle Prüfungen für Studierende mit Arbeits- oder Betreuungspflichten.
Disclaimer: Folgende Punkte sind vorläufige Formulierungen. Die konkreten Forderungen werden im Laufe der Besetzung ausgearbeitet. Jegliche Beteiligung daran ist ausdrücklich erwünscht. Komm gerne jederzeit im besetzten Hörsaal vorbei und bringe dich und deine Anliegen ein!
Klima // Für eine klimagerechte Zukunft
- – Raus aus fossilen Energieträgern – Rein in erneuerbare Energien
- – Radikale Verkehrswende und gratis Öffis für alle
- – Lebensräume und Biodiversität schützen – Bodenversiegelung stoppen
- – Forderungen des Klimarates umsetzen
Soziales // Für einen solidarischen Weg durch die Krisen
- – Soziale Ungleichheit bekämpfen: Übergewinne und Vermögen besteuern
- – Für ein leistbares Leben: Energiekonzerne kollektivieren und Spekulationen am Wohnungsmarkt stoppen
- – Stopp die Ausbeutung des Globalen Südens: Lieferkettengesetz jetzt
- – Sichere Fluchtwege schaffen und Bleiberecht für alle
Bildung // Für Hochschulen mit Zukunft
- – Hochschulfinanzierung sichern: 1,2 Milliarden sind nicht genug!
- – Systemkritik und Krisenauseinandersetzung in jeder Lehrveranstaltung
- – Mehr studentische Selbstorganisation und basisdemokratische Mitbestimmung
- – Hochschulen für Alle: Diskriminierende Strukturen abschaffen
Wir von Erde Brennt sehen uns als Teil eines Globalen Kampfes für eine soziale & klimagerechte Zukunft und unterstützen die Forderungen und die Kämpfe anderer Gruppen (Erde Brennt Schule, EndFossil, Es Reicht, Klimarat, Mobilitätswende Jetzt, Plattform für Menschliche Asylpolitik, SOS Balkanroute, Lobau Bleibt, Attac, Fridays for Future, Scientists for Future, System Change not Climate Change, Jugendrat, Rise up 4 Rojava, En Commun, Black Voices und alle anderen, die uns in unserem Kampf für eine klimagerechte Zukunft unterstützen.